Migräne

Nicht auf die leichte Schulter nehmen

Von Nadine Effert · 2023

Die Schmerzen kommen häufig unerwartet, die Angst vor der nächsten Attacke ist ein ständiger Begleiter, und im schlimmsten Fall kann die Erkrankung sogar chronisch werden – kurz: Migräne ist eine echte Qual. Frauen leiden häufiger und anders unter der neurologischen Erkrankung.

Mittelalte Frau sitzt auf der Wohnzimmercouch und hält ihren Kopf mit den Händen
Migräneattacken können bis zu 72 Stunden andauern. Bild: iStock/Kateryna Onyshchuk

Pulsierende Kopfschmerzen, die meist nur eine Kopfseite sowie die Stirn, Augen und Schläfen betreffen und sich bei Bewegung verstärken, sind typisch für Migräne. Zusätzlich können Appetitlosigkeit, Licht- und Lärmempfindlichkeit sowie Übelkeit bis hin zum Erbrechen auftreten, sodass diese Kopfschmerzform das Leben der Betroffenen stark einschränken kann. Laut einer Erhebung des Robert Koch-Instituts aus dem Jahr 2020 leiden Frauen mit 14,8 Prozent mehr als doppelt so häufig unter Migräne wie das männliche Geschlecht mit
6,0 Prozent.

Botenstoff im Fokus

Ob Wetterumschwünge, Stress oder Alkohol: Die Auslöser für Migräneanfälle sind ganz unterschiedlich. Auch Hormonschwankungen zählen dazu. Denn Fakt ist, dass Attacken besonders zahlreich und heftig rund um die Regelblutung und bei Eintritt in die Wechseljahre auftauchen. Hingegen verbessert sich die Symptomatik oft während der Schwangerschaft, mit Abschluss der Menopause werden die Attacken seltener. Doch woran liegt das? „Aus dem Tiermodell haben wir Hinweise, dass Schwankungen von weiblichen Hormonen – insbesondere von Östrogen – zu einer verstärkten Freisetzung des Entzündungsbotenstoffs CGRP im Gehirn führen“, erklärt Dr. Bianca Raffaelli vom Kopfschmerzzentrum der Klinik für Neurologie mit Experimenteller Neurologie am Charité Campus Mitte. Dieser Zusammenhang konnte nun am Menschen im Rahmen einer Studie, die im Februar 2023 im Fachmagazin „Neurology“ veröffentlicht wurde, bestätigt werden. „Auf Basis unserer Studie stellt sich nun die Frage: Haben CGRP-Inhibitoren bei verschiedenen hormonellen Zuständen eine unterschiedliche Wirkung? Wäre es also zum Beispiel sinnvoll, diese Medikamente zyklusabhängig zu verabreichen? Das müssen jetzt weitere Studien zeigen.“

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Stärkerer Leidensdruck

Eine Studie aus der Schweiz, die 2021 im Fachmagazin „Brain Sciences“ erschienen ist, belegt: Weibliche Migränepatienten leiden häufiger unter Beziehungsproblemen, Unverständnis des familiären Umfelds sowie vermehrter Angst in der anfallsfreien Zeit vor erneuten Attacken. Frauen leiden also nicht nur häufiger unter Migräne, sie haben zudem in stärkerem Maße als Männer mit psychosozialen Folgen zu kämpfen. Diese haben durchaus Einfluss auf die Schwere der Erkrankung und können dazu beitragen, dass die Beschwerden chronisch werden.

Chronifizierung vorbeugen

Hinzu kommt, dass Migräne häufig unterdiagnostiziert wird, weil viele Betroffene gar nicht erst eine Arztpraxis aufsuchen oder keine korrekte Diagnose erhalten – und damit keine adäquate Therapie. Die Folge: eine Selbstmedikation mit rezeptfreien Schmerzmitteln, die jedoch nur bei milden Formen helfen. „Oft nehmen Betroffene dann zu häufig Schmerzmedikamente“, weiß Dr. Wolf-Oliver Krohn, Neurologe und Patientenberater der Deutschen Hirnstiftung. „Und das kann die Beschwerden sogar noch verstärken.“ Um einer Chronifizierung vorzubeugen, den Leidensdruck zu mindern und die Lebensqualität zu erhöhen, braucht es die richtige Migräne-Therapie, bei der Triptane das Mittel der ersten Wahl bei der Akutbehandlung sind. Ziel der Akuttherapie sollte immer die Schmerzfreiheit sein, und diese ist in vielen Fällen rasch zu erreichen. Die Auswahl zwischen den verschiedenen, in der Regel gut verträglichen Triptanen in unterschiedlichen Dosierungen und Darreichungsformen – Tablette, Nasenspray (intranasal), Pen (subkutan) – ermöglicht es zudem, die Therapie auf die individuellen Bedürfnisse der an Migräne erkrankten Person zuzuschneiden.

Schon gewusst?

Sollte die behandelnde Person Ihre Migräne nicht ernst nehmen, empfiehlt es sich, eine auf Kopfschmerzen spezialisierte Fachperson aufzusuchen. Eine Liste – geordnet nach Postleitzahl – finden Sie auf der Homepage der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft. Auch ratsam: das Führen eines Migräne-Tagebuchs, in dem Sie Ihre Schmerzattacken (Vorboten, Dauer, Auslöser, Begleitsymptome) dokumentieren.

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