Schutzimpfungen

„Impfungen sollten frühestmöglich erfolgen“

Von Tobias Lemser · 2024

Interview mit Dr. Marianne Röbl-Mathieu, Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
Interview mit Dr. Marianne Röbl-Mathieu, Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

Bei einer Krebserkrankung ist das Immunsystem besonders geschwächt. Welche Schutzimpfungen deshalb präventiv wichtig sind und zu welchen Vakzinationen die Ständige Impfkommission (STIKO) Frauen grundsätzlich rät, erläutert Dr. Marianne Röbl-Mathieu, Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe sowie stellvertretende Vorsitzende der STIKO.

Frau Dr. Röbl-Mathieu, wie sehr erhöht ist das Risiko für Komplikationen, wenn eine an Krebs erkrankte Person nur unzureichend geimpft ist und sich einer immunsupprimierenden Therapie unterziehen muss?

Krebserkrankte haben per se ein erhöhtes Risiko für Infektionskrankheiten und einen schweren Verlauf. Dieses hängt unter anderem vom Krankheitserreger, der Art der Krebserkrankung und vom Alter ab. Beeinflusst wird das Risiko auch von möglichen Begleiterkrankungen und ob etwa eine Chemotherapie durchgeführt wird.

Was ist bei Brustkrebs in puncto Impfung wichtig?

Nicht jede Tumortherapie muss nachhaltig das Immunsystem beeinträchtigen. Ist jedoch zum Beispiel bei Brustkrebs eine Chemotherapie erforderlich, kann es zu einer relevanten Einschränkung der spezifischen Immunabwehr kommen, was zwei Probleme aufwirft: Wird mit einem Totimpfstoff geimpft, kann die Immunantwort abgeschwächt sein. Bei der Impfung mit einem Lebendimpfstoff können dagegen schwere Komplikationen ausgelöst werden. Um dies zu vermeiden, sollten Impflücken in jedem Lebensalter frühestmöglich geschlossen werden. Auch der vollständige Impfschutz des persönlichen Umfelds ist entscheidend, um das Risiko für eine Infektionskrankheit zu reduzieren. 

Zu welchen Impfungen raten Sie Frauen laut STIKO-Impfkalender?

Grundsätzlich empfehle ich, Impflücken insbesondere vor und im gebärfähigen Alter so früh wie möglich zu schließen. Bis zum 18. Lebensjahr sollte ein Basisimpfschutz gegen Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten, Masern, Mumps, Röteln, Windpocken, Hepatitis B, Meningokokken C sowie HPV bestehen. Danach sollte man an Auffrischungsimpfungen gegen Tetanus, Diphtherie und Keuchhusten denken. Ab dem 60. Lebensjahr werden die jährliche Impfung gegen saisonale Influenza und COVID-19 empfohlen, außerdem Impfungen gegen Pneumokokken und Gürtelrose. 

Bei einer Krebserkrankung empfiehlt die STIKO die Gürtelrose-Impfung nun bereits ab 50. Warum?

Herpes zoster entsteht durch eine Reaktivierung des Varizella-Zoster-Virus, das beim Erstkontakt zu Windpocken führt und nach durchgemachter Krankheit in den Nervenzellen verbleibt. Da im höheren Alter die T-Zell-spezifische Immunität nachlässt, steigt das Risiko für eine Gürtelrose an. Doch auch bei einer Tumortherapie kann die Immunabwehr geschwächt werden, weshalb die Gürtelroseimpfung dann bereits ab 50 empfohlen wird. 

Was sollten Schwangere über Gürtelrose und Windpocken wissen?

Die bei einer Gürtelrose auftretenden Hautbläschen enthalten das Varizella-Zoster-Virus. Eine schwangere Frau, die nicht vor Windpocken geschützt ist, kann durch Kontakt mit dieser infektiösen Flüssigkeit an Windpocken erkranken. Bei Erkrankung im ersten oder zweiten Drittel der Schwangerschaft besteht die Gefahr der Schädigung des ungeborenen Kindes. Tritt die Infektion bei der Mutter fünf Tage vor bis zwei Tage nach der Geburt auf, droht beim Neugeborenen eine schwere Erkrankung.

Array
(
    [micrositeID] => 26
    [micro_portalID] => 26
    [micro_name] => Gesunde Frau
    [micro_image] => 4613
    [micro_user] => 1
    [micro_created] => 1463586186
    [micro_last_edit_user] => 1
    [micro_last_edit_date] => 1567523171
    [micro_cID] => 890
    [micro_status] => 1
    [micro_cache] => 0
    [deleted] => 0
)