Gender Health Gap

Frauen, das unsichtbare Geschlecht?

Von Nadine Effert · 2024

Lange Zeit schenkte die Menschheit den Unterschieden zwischen den biologischen Geschlechtern wenig Aufmerksamkeit. Frauen sind „kleine Männer“ – so die Devise. In der Medizin stellt der sogenannte Gender Health Gap immer noch eine reale Gesundheitsgefahr dar.

Lücke in Medizin und Gesundheitswesen: Geschlechtsunterschiede werden nicht ausreichend berücksichtigt.
Lücke in Medizin und Gesundheitswesen: Geschlechtsunterschiede werden nicht ausreichend berücksichtigt. Foto: iStock / Devenorr

Wer das Wort „Gender Gap“ hört, denkt meist nur an die Benachteiligung von Frauen, wenn es um die Höhe des Gehalts geht. Doch nicht nur in der Arbeitswelt, auch in der Medizin geraten Frauen, die etwa die Hälfte der Bevölkerung ausmachen, in der Regel ins Hintertreffen. Auch in der Bevölkerung selbst ist das Thema noch nicht präsent: Nur 21 Prozent der Deutschen wissen laut einer repräsentativen AXA-Befragung aus dem Mai 2023, dass das Geschlecht bei der Behandlung von zum Beispiel Herz-Kreislauf-Krankheiten eine wichtige Rolle spielt.

Gender Health Gap schließen

Der Patient, an dem sich die Humanmedizin seit Jahrhunderten orientiert, ist männlich, 75 bis 85 Kilo schwer und etwa 1,80 Meter groß. Zahlreiche Krankheiten werden noch immer häufig anhand typisch männlicher Symp­tome gelehrt. Die Folge: Frauen haben vermehrt mit (lebensbedrohlichen) Fehldiagnosen zu kämpfen und sprechen nicht so gut auf Medikamente an wie Männer. Diese Ungleichbehandlung nennen Fachleute „Gender Health Gap”. Laut der AXA-Untersuchung sagen immerhin 96 Prozent der befragten Niedergelassenen, dass das Geschlecht bei der Behandlung einer kranken Person generell eine Rolle spielt. Mehr als die Hälfte ist sich jedoch nicht sicher, ob sie in der Vergangenheit bereits eine fehlerhafte Diagnose aufgrund geschlechtsspezifischer Unterschiede gestellt hat. Noch mehr Awareness für diese Problematik wäre bei allen Beteiligten wünschenswert, genauso für die Tatsache, dass Frauengesundheit grundsätzlich sich nicht rein auf biologische Aspekte reduziert.

Vielzahl an Faktoren

Auch psychische und soziale Faktoren spielen für das allgemeine Wohlbefinden eine große Rolle. Darauf Einfluss haben ebenso die jeweilige Lebensphase der Frau, etwa Schwangerschaft oder Wechseljahre, und das Alter. Ängste, dass Vorsorgeuntersuchungen eine Krankheit zutage bringen könnten und das Älterwerden mit einem Attraktivitätsverlust oder mit Krankheit einhergeht, sind nicht selten. Prävention ist, unabhängig vom Geschlecht, für die körperliche und seelische Gesundheit das A und O – sei es durch eine gesunde Ernährung, Bewegung, ausreichend guten Schlaf, wenig Stress und den Verzicht aufs Rauchen. Apropos Bewegung, hier zumindest sind Frauen klar im Vorteil: Denn eine aktuelle Studie hat herausgefunden, dass regelmäßige moderate bis intensive sportliche Aktivität bei Frauen die Wahrscheinlichkeit zu sterben um 24 Prozent sinken lässt, bei Männern um 15 Prozent. Gleichzeitig reicht Frauen eine kürzere Trainingszeit von 2,5 Stunden, um den gleichen schützenden Effekt wie Männer zu erzielen, die fünf Stunden Bewegung benötigen.

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