Behandlungsmöglichkeiten bei einer Brustkrebsdiagnose

Hoffnungsträger Immuntherapien

Von Nadine Effert · 2022

Aktuell erkrankt jede achte Frau im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs. Dank eines größer werdenden Spektrums an modernen Behandlungsmöglichkeiten steigen die Überlebenschancen – neuerdings auch bei besonders aggressivem triple-negativem Brustkrebs.

Ein Arzt zeigt einer Patientin den Scan einer Mammografie.
Die Mammografie gilt derzeit als beste Methode, um Auffälligkeiten in der Brust zu erkennen. Foto: iStock / utah778

Es ist eine Frage, auf die selbst Fachleute keine eindeutige Antwort geben können: „Warum ich?“, die Dia­gnose Brustkrebs, auch Mammakarzinom genannt, wird in Deutschland jährlich etwa 70.000-mal gestellt. Die Angst vor dem Tod, aber auch vor den strapaziösen Therapien begleitet betroffene Frauen – vom Schockmoment der Diagnose an über die Zeit der Behandlung bis über die Heilung hinaus. Denn der Krebs kann bekanntlich wiederkommen.

Bessere Heilungschancen

Auch wenn das Mammakarzinom die häufigste Krebsart bei Frauen ist, gehört es nicht zu den gefährlichsten. Rechtzeitig erkannt und behandelt, sind die meisten Brustkrebserkrankungen heilbar. Die Sterberate ist seit Jahrzehnten kontinuierlich rückläufig. Zwar verlieren über 18.000 Frauen jährlich den Kampf gegen die heimtückische Krankheit, jedoch sind rund 87 Prozent aller Betroffenen nach fünf Jahren noch am Leben. Die günstigeren Heilungschancen resultieren aus einer besseren Früherkennung, der interdisziplinären Betreuung in spezialisierten Brustzentren sowie modernen Therapiekonzepten, welche heutzutage gezielter, individueller abgestimmt und oft für die Patientinnen weniger belastend sind als früher. Neben der Operation und Bestrahlung des Gewebes stehen vor allem medikamentöse Behandlungen mit Antihormonen oder mit Zytostatika in Form einer Chemotherapie zur Verfügung. Besonders große Fortschritte gab es in den letzten Jahren bei den zielgerichteten Therapien, beispielsweise mit HER2-Antikörpern, und bei den Immuntherapien zu verzeichnen – Stichwort: Immuncheckpoint-Inhibitoren.

Immunsystem reaktivieren als eine der Behandlungsmöglichkeiten bei einer Brustkrebsdiagnose

Was steckt dahinter? Immuncheckpoints sind Rezeptoren, die auf der Membran der T-Zellen, die eine wichtige Rolle im Immunsystem spielen, sitzen. Ihre Aufgabe: eine überschießende Immunreaktion gegenüber körpereigenen gesunden Zellen zu verhindern. Doch manche Krebszellen sind in der Lage, diese zentralen Kontrollpunkte zu aktivieren, um sich vor den T-Zellen zu tarnen und so das Immunsystem auszutricksen. Um diesen „Trick“ wieder rückgängig zu machen, kommen Immuncheckpoint-Inhibitoren in Form von speziell entwickelten Antikörpern zum Einsatz. Sie richten sich gegen die krebsbedingte Blockierung des Immunsystems, indem sie die Aktivierung der Checkpoints verhindern. Die Folge: Die „Tarnung“ der Krebszellen fliegt auf, und die körpereigene Immunreaktion auf die Tumorzellen kann verstärkt werden.

Einsatz bei triple-negativem Brustkrebs

Bei Mammakarzinomen ist die Immuntherapie mithilfe von Immuncheckpoint-Inhibitoren noch recht neu, während sie bei anderen Krankheitsbildern bereits seit längerer Zeit erfolgreich eingesetzt wird. Aktuell profitieren Patientinnen, die unter einem triple-negativen Brustkrebs leiden, von der Immuntherapie. Das sind etwa 20 Prozent aller Brustkrebspatientinnen. Diesem aggressiven Tumor, der ein hohes Rezidiv- und Metastasierungsrisiko aufweist und eine schlechte Prognose hat, fehlen Bindungsstellen für Östrogene oder Progesteron sowie für Wachstumshormone, sodass weder eine antihormonelle noch eine HER2-Antikörpertherapie infrage kommen. Mit der Immuntherapie zeichnet sich also ein weiterer Meilenstein in der Behandlung von Brustkrebs ab: Studien zeigen, dass für das Voranschreiten der Erkrankung durch die zusätzliche Gabe dieser Antikörper bei vielen Patientinnen die Geschwindigkeit deutlich herabgesetzt werden konnte.

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