Schlaflosigkeit

Was Frauen den Schlaf raubt

Von Nadine Effert · 2024

Guter Schlaf ist wichtig – für die Regeneration und somit für unsere Gesundheit. Welche Rolle spielt das Geschlecht bei der Qualität des Schlafs? Und warum sind Frauen anfälliger für Schlafstörungen?

Eine schlaflose Frau
Foto: iStock/cyano66

Der Mensch verschläft etwa ein Drittel seines Lebens. Und das nicht ohne Grund: Während wir friedlich vor uns hinschlummern, wird zum Beispiel das Immunsystem gestärkt, das Gehirn „entrümpelt“, und Zellen regenerieren sich. Alles Prozesse, die nicht nur lebenswichtig sind, sondern uns auch für den nächsten Tag körperlich, geistig und emotional fit machen. Vorausgesetzt, es klappt mit dem Schlafen. Ansonsten sind die Tage geprägt von Müdigkeit, Leistungsabfall, Stimmungsschwankungen und Konzentrationsproblemen.

Schlaflosigkeit: Hormone im Fokus

Laut einer Erhebung der Krankenkasse BARMER, die im Jahr 2023 veröffentlicht worden ist, leiden rund sechs Millionen Menschen in Deutschland unter Schlafstörungen – vor allem Frauen. „Auslöser für Probleme beim Einschlafen oder Durchschlafen können beruflicher und privater Stress oder bei Frauen die Wechseljahre sein. Schlafstörungen können aber auch erste Anzeichen einer Depression sein“, erklärt Dr. Ursula Marschall, leitende Medizinerin bei der BARMER. Bei Frauen spielen neben den Hormonen Melatonin, Cortisol und Serotonin zudem Östrogene und Progesteron eine Rolle für den Schlaf. Progesteron beruhigt, denn es interagiert mit dem Beruhigungssystem im Gehirn, und das wiederum ist eng ans mentale Schlafzentrum gekoppelt. Ein sinkender Östrogenspiegel hingegen führt zu vermehrter Produktion der Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin, was den Schlaf beeinflussen und zu nachtruhestörendenden Hitzewallungen führen kann. Nicht verwunderlich: Zwischen 40 und 60 Prozent aller Frauen klagen über Schlafstörungen in den Wechseljahren, in denen Östrogene und Progesteron bekanntlich ungewöhnlich stark aus der Reihe tanzen. Ähnliches gilt bei Vorliegen einer Schwangerschaft.

„Optimale“ Menge Schlaf

Etwa 7,5 Stunden Schlaf pro Nacht empfehlen Fachleute, damit der Körper sich ausreichend regenerieren kann. Die optimale Schlafdauer ist individuell unterschiedlich, mit dem Alter nimmt der Schlafbedarf in der Regel ab. Frauen haben laut einer Studie ein größeres Schlafbedürfnis als Männer – und zwar um 20 Minuten. Die benötigte Schlafdauer hänge davon ab, wie komplex und intensiv die Hirnaktivitäten während des Tages sind, meint der britische Schlafforscher Jim Horne. „Je mehr man sein Gehirn benutzt, desto mehr Schlaf braucht man. Im Tiefschlaf löst sich die Hirnrinde — der Teil des Gehirns, der unter anderem verantwortlich für Gedächtnis und Sprache ist – von den Sinnen und geht in den Erholungsmodus“, so der emeritierte Leiter des Loughborough Sleep Research Centre (LSRC). Da weibliche Gehirne anders vernetzt sind und effizienter arbeiten – Stichwort Multitasking –, führe dies zu einem erhöhten Bedarf an Schlaf und Erholung, damit sich das Denkorgan ausreichend regenerieren kann. 

Risikofaktor für Krankheiten

Wer über einen längeren Zeitraum hinweg häufig schlecht einschläft, nicht durchschläft oder frühzeitig erwacht, leidet unter einer behandlungswürdigen Schlafstörung. Wobei es die Schlafstörung nicht gibt: Ihr liegen über 80 verschiedene Krankheitsbilder zugrunde. Einer der häufigsten bei Frauen ist die chronische Insomnie, bei der die Schlafprobleme länger als drei Monate anhalten. Fakt ist: Chronische Beeinträchtigungen der Schlafqualität in Kombination mit kurzer Schlafdauer birgt ersthafte gesundheitliche Gefahren: „Schlafstörungen erhöhen das Risiko für Übergewicht, Schlaganfall, Demenz und Herz-Kreislauf-Erkrankungen“, warnt die BARMER-Expertin Marschall. Andauernde Schlaflosigkeit sollte daher unbedingt in der Arztpraxis abgeklärt und adäquat behandelt werden.

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Schon gewusst?

Um Schlafstörungen nachhaltig wirksam zu behandeln, wird gemäß S3-Leitlinie die Kognitive Verhaltenstherapie bei Insomnie (KVT-I) empfohlen. Bei hohem Leidensdruck können gegebenenfalls Schlafmittel und in den Wechseljahren eine Hormonsubstitution die Symptome lindern.

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