Verstopfung

Der Darm im Ruhemodus

Von Tobias Lemser · 2016

Eine schwangere Frau macht sich Müsli. Thema: Verstopfung
Eine gesunde Ernährung bringt den Darm auf Trab.

Hormonelle Umstellungen in der Schwangerschaft führen bei vielen Frauen zu chronischer Verstopfung. Oftmals kann schon eine Ernährungsumstellung helfen, den Darm wieder anzukurbeln. Bewährt hat sich eine ballaststoffreiche Kost in Verbindung mit reichlich Flüssigkeitszufuhr.

Beinahe jede zweite werdende Mutter kann ein Lied davon singen: Verstopfungen gehören neben Morgenübelkeit und Heißhungerattacken zu den häufigsten Begleit­erscheinungen während der Schwangerschaft. Typische Anzeichen dieser chronischer Obstipation: Der Darm entleert sich über mehrere Monate weniger als dreimal pro Woche, wobei der Stuhl in der Regel eine sehr feste Konsistenz aufweist und einzig durch starkes Pressen zum Darmausgang befördert werden kann.

Verstopfung: Auslöser für Darmträgheit

Ursächlich für die verzögerte Darm­entleerung sind hormonelle Veränderungen in der Schwangerschaft. Im Fokus steht dabei das weibliche Geschlechtshormon Progesteron, das zu Beginn hauptsächlich vom Gelbkörper, im Verlauf der Schwangerschaft aber auch von der Plazenta produziert wird. „Progesteron verhindert nicht nur, dass die Eierstöcke weitere Eizellen bilden und zu einem späteren Zeitpunkt vorzeitig Wehen einsetzen, auch bereitet es die Brustdrüsen auf die Milchabgabe vor“, sagt Susanne Lohmann, Vorsitzende des Hamburger Hebammenverbandes. Ist das Schwangerschaftshormon Progesteron zu hoch konzentriert, kann es zu einer Relaxation der glatten Muskulatur des Darmes kommen, die den Transport der Nahrung durch den Verdauungstrakt verlangsamt. Mit der Folge, dass nachrückender Speisebrei aus dem Dünndarm gestaut und letztlich im Dickdarm so viel Flüssigkeit entzogen wird, dass sich der Stuhl stark verfestigt. Nicht zuletzt können überdies sowohl die wachsende Gebärmutter, die auf den Darmausgang drückt, als auch eine in der Schwangerschaft verminderte körperliche Aktivität, veränderte Ernährungsgewohnheiten sowie die Einnahme von Eisenpräparaten die Darmentleerung blockieren.

Trinken und Ballaststoffe treiben an

Um den Darm in Schwung zu bringen, ohne das Ungeborene unnötigen Risiken auszusetzen, rät Susanne Lohmann, nicht-medikamentösen Behandlungsmaßnahmen den Vorzug zu geben. Um die Darmperistaltik zu unterstützen, sollten werdende Mütter täglich für leichte körperliche Bewegung – wie Spaziergänge, Schwimmen und Radfahren – sorgen und viel Flüssigkeit aufnehmen. Hierbei bewährt haben sich direkt nach dem morgendlichen Aufstehen ein Glas warmes Wasser sowie Kräuter- und Gewürztee. Darüber hinaus sollten regelmäßige warme Mahlzeiten und ballaststoffreiche Kost nicht zu kurz kommen. Beispielhaft hierfür sind Obst und Gemüse, genauso wie Vollkornprodukte und Rohkostsalate. Reichen diese einfachen Maßnahmen nicht aus, empfiehlt die Hebamme „gequollene Leinsamen und getrocknete Pflaumen, die gerade in Kombination mit Joghurt oder Buttermilch den Darm besonders anregen“. Aber auch Flohsamenschalen und Weizenkleie, die mit 45 Prozent einen extrem hohen Ballaststoffanteil haben, erweisen sich als wirkungsvolle Alternative. Sie fördern die peristaltische Darmbewegung, indem das Wasser im Darm gebunden und gleichzeitig das Darmvolumen vergrößert wird. Dadurch erhöht sich der Dehnungsreiz auf die Darmwand, was wiederum zur verbesserten Darmentleerung beiträgt. Nicht vergessen: Ohne ausreichend Flüssigkeitszufuhr hilft auch eine entsprechende Ernährung dem Darm nur bedingt.

Den Mineralhaushalt schonende Medikamente

Tritt auch dann keine Linderung ein, stehen je nach Ursache verschiedene Medikamente aus dem Bereich der klassischen Abführmittel, sogenannte Laxanzien, zur Verfügung. Da einige, verschreibungspflichtige Laxanzien dem Körper Wasser und Elektrolyte entziehen, sollten Schwangere in Absprache mit dem Arzt ein Medikament wählen, mithilfe dessen der Mineralhaushalt weitgehend unbeeinflusst bleibt. Diese, zum Beispiel mit Elektrolyten angereicherte Präparate gibt es meist ohne Rezept in der Apotheke. Während Verstopfungen jedoch keine Auswirkungen auf das Kind haben, kann chronische Obstipation bei der werdenden Mutter Druck auf die Venen im Bereich des Anus ausüben und zu unangenehmen Begleiterscheinungen wie Hämorrhoiden führen. Oft sind dann entsprechende von Ärzten verschriebene sanfte Salben und Zäpfchen – unter anderem auf Basis eines Hamamelis-Extrakts – das Mittel der Wahl. Gut zu wissen: Ist das Baby erst einmal auf der Welt, verschwinden sowohl Hämorrhoiden als auch die dafür verantwortlichen Verstopfungen zumeist wieder von ganz allein.

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